150 Jahre nach der Meiji-Restauration

Das Tokugawa Shogunat (feudale, japanische Samurai Regierung), das über 260 Jahre in Japan regiert hatte, verzichtete im November 1867 auf seine Macht und gab dem Kaiser die gesamte Regierungsverantwortung zurück. Im folgenden Jahr wurde eine neue Regierung gebildet und die Meiji Epoche begann. Japan begann danach sehr rasch die Errungenschaften westlicher Länder einzuführen. Die Umwandlung des Feudalstaates in ein westlich orientiertes Land wurde durch die Restauration der Samurai (Krieger) realisiert, nicht durch einen Aufstand der unteren sozialen Klassen. Es war gleichzeitig das Ende einer Aera, in der die Samurai als Elite über 700 Jahre regiert hatten. Der Samurai gehörte der obersten sozialen Klasse an, gefolgt vom Bauern, Handwerker und Händler. Das Klassensystem wurde nach der Meiji Restauration abgeschafft, was viele Samurai zu neuen Berufen zwang.  Angesichts der mächtigen westlichen Länder machten sich vor allem die Samurai auf dem Land grosse Sorgen, weil die westlichen Mächte Indien kolonialisierten und die Qing-Dynastie (China) nach dem Opiumkrieg von den westlichen Ländern ausgebeutet wurde. Um sich solch einer Kolonialisierung erwehren zu können, war ein vereinigtes Land (Nationalstaat) mit starker Wirtschaft und starken Streitkräften unabdingbar. Dem Tokugawa Shogunat unterstanden ca. 270 Fürstentümer, die ihre Lehen unabhängig regierten und teilweise gegen das Shogunat aber auch gegeneinander kämpften. Mittels der neuen Politik strebte Japan rasch nach westlichen Systemen und Kulturen, verlor bei dieser Anpassung aber viel von der eigenen Kultur. Vor allem die Bushido genannte Ethik der Samurai blieb auf der Strecke, was auch einen allmählichen Moralverlust der Gesellschaft nach sich zog, da Bushido dem Volk als Vorbild gedient hatte.

Heute hat Japan anscheinend seine eigene Geschichte vergessen. Angesichts der immer provokativer werdenden Nuklear- und Raketentests Nordkoreas und der ungebremsten Expansionspolitik Chinas hat Japan immer noch weder eine determinierte politische Richtung noch einen Volkskonsens zur Verteidigung des eigenen Landes. In der Tat besitzt Nordkorea bereits seit den 90er Jahren Raketen, die Japan erreichen. Obwohl Artikel 9 der japanischen Verfassung deutlich die Unterhaltung jeglicher Streitkräfte untersagt, hat Japan rechtswidrig doch Selbstverteidigungsstreitkräfte. Die Mehrheit der Japaner stellt allerdings noch keine Fragen hinsichtlich der Einsatzdoktrin des Militärs und der Sicherheitspolitik. Weil das japanische Militär nur gemäss der neuesten Verfassungsinterpretation legal ist, wuchern intensive Debatten und verursachen logischerweise Unklarheiten über Einsatz und rechtlichen Zustand. Im Gegenteil dazu strebt China unaufhaltsam nach dem Bau eines starken Landes, so wie Japan vor 150 Jahren. Abgesehen davon, dass die Art und Weise zur Zielerreichung zwischen dem heutigen China und dem damaligen Japan ganz verschieden ist, ist das Bewusstsein Chinas und seine Determination zweifelsohne durchschaubar und begründet sich auf den bitteren geschichtlichen Erfahrungen.

Das Resultat einer Umfrage bei der jüngeren japanischen Generation zeigt Erstaunliches. Viele junge Japaner sehen die Kommunistische Partei und andere Oppositionsparteien als konservativ an, während die regierende Liberaldemokratische Partei (LDP) als liberal gilt. Der Premierminister Abe von der LDP wird in krassem Gegensatz dazu im Ausland aber als rechtskonservativ immer wieder kritisiert. Da er die Verfassung ändern will und die Oppositionsparteien dagegen sind, scheint bei der jungen Generation in Japan ein umgekehrtes politisches Verständnis zu herrschen.

Selbst wenn Japan das Ziel der Meiji-Restauration erfolgreich erreicht hat, werden die Japaner in der Meiji Zeit wohl in einem inneren Zwiespalt gelebt haben. Da Japan westlich-moderne Länder als eine Voraussetzung für eine starke Nation wahrnahm, vernichtete es die eigenen langjährigen Traditionen. Nach dem Zweiten Weltkrieg galten nun die USA als Vorbild. Mit der immer stärker werdenden Globalisierung kommen nun viele Ausländer nach Japan, und immer mehr Boden und Immobilien sind von Ausländern wegen fehlender Gesetze gekauft worden. Die Welt ändert sich sehr schnell. Es scheint, als würde Japan wieder einmal kurz vor einer Meiji-Restauration stehen. Das Bewusstsein dafür, trotz des Vorhandenseins und der Verfügbarkeit von Informationstechnologien, scheint nicht zu reifen. Die verloren gegangene Samurai Ethik wurde nicht ersetzt. Nach 150 Jahren Modernisierung könnte die Geschichte der Meiji-Restauration Japan viel lehren angesichts der jetzigen turbulenten Zeiten.

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